Wing Tzun

Das EBMAS Graduierungssystem

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EBMAS Wing Tzun - Konzept-basiert statt Technik-sammeln

Die EBMAS Wing Tzun Organisation unterteilt ihre Programme in verschiedene Bereiche. Jeder Bereich verfolgt eine eigene Idee, ist jedoch eng mit den anderen verbunden. So entsteht ein komplettes Selbstverteidigungssystem, das alle Aspekte des Kampfes abdeckt.

Unser komplettes System besteht aus:

Graduierung im Wing Tzun

In der EBMAS Kampfkunst gibt es drei Hauptkategorien der Graduierungen:

Jede Kategorie ist nochmals in einzelne Stufen unterteilt und bildet eine klare Lernstruktur.

Schülergrade

Die 12 Schülergrade im Wing Tzun bilden den Einstieg in das System. Jedes dieser Schülergrade vermittelt vordefinierte Lernziele, die aufeinander aufbauen und zunehmend komplexer werden.

Mit jedem Fortschritt kommen mehr Gelenke, Bewegungen und Gleichzeitigkeiten hinzu – angefangen bei einem Arm oder Bein bis hin zu Kombinationen aus beiden Armen, Schritten, Rumpfeinsatz und gleichzeitigen Trittangriffen und Trittabwehr.

Die Bewegungen werden so lange trainiert, bis sie im Muskelgedächtnis verankert sind und automatisch ablaufen. Erst dann folgen die nächsten Bewegungen, die sich nahtlos an das Gelernte anschließen und ohne auf das vorige zu achten gelernt werden können.

Jeder Schülergrad hat seine eigene Bedeutung und beinhaltet Verteidigungs und Angriffsstrategien gegen unterschiedliche Kampfsysteme wie Boxen, Kickboxen, Ringen oder Bodenkampf. Zusätzlich sind Polizeiprogramme (Sanfte Mittel) sowie Messer- und Pistolenabwehr integriert.

Nach Abschluss aller 12 Schülergrade beginnen die Technikergrade, vergleichbar mit dem Schwarzen Gürtel in anderen Systemen.

Technikergrade

In den Technikergraden werden die Schüler durch vordefinierte Programme an komplexere Technikabfolgen herangeführt. Ziel ist es, Lösungen für unterschiedliche Kampfsituationen zu entwickeln.

Die 4 Technikergrade vertiefen die Prinzipien des Wing Tzun. Mit dem 1. Technikergrad erreicht der Schüler das Equivalent zum Schwarzen Gürtel. Es geht darum, das Gelernte zu präzisieren, Fehler aus den Schülergraden zu korrigieren und ein tiefes Verständnis der Wing Tzun Prinzipien zu erlangen.

Ab dem 3. Technikergrad kann eine Sifu-Prüfung abgelegt werden, vorausgesetzt, der Schüler hat selbst andere Schüler bis zum 1. Technikergrad ausgebildet und führt eine eigene Schule.

Mit dem 4. Technikergrad hat der Schüler alle relevanten Sektionen durchlaufen und zahlreiche Anwendungsbeispiele für die einzelnen Bewegungen und Prinzipien verinnerlicht.

Praktikergrade

Die Praktikergrade umfassen die Stufen 5 bis 8. Mit dem 5. Praktikergrad erhält der Schüler den Titel Master of Wing Tzun.

Von diesem Zeitpunkt an liegt der Schwerpunkt darauf, das Gelernte in der Praxis zu erproben, zu hinterfragen, seinen eigenen Stil zu entdecken und das System weiterzuentwickeln. Dazu gehören auch das Training mit dem Langstock und den Doppelmessern.

Mit dem 8. Praktikergrad hat man das gesamte Wing Tzun System vollständig durchlaufen.

Formen im Wing Tzun

In der EBMAS gibt es 4 waffenlose Formen und 2 Waffen Formen. Anders als in vielen anderen Kampfkünsten bauen die Formen wie ein Wolkenkratzer aufeinander auf. Jede Form ist ein Teil des Gerüsts, ersetzt keine vorherige und vermittelt eine spezifische Idee.

Waffenlose Formen

Siu Nim Tao – Die Kleine Idee

Die Siu Nim Tao ist die erste Form und legt das Grundgerüst des Wing Tzun. Sie ist statisch ohne Schritte und Wendungen und vermittelt die wichtigsten Grundpositionen der Arme und legt Wert auf die Zentrallinie. Alle weiteren Formen bauen auf ihr auf.

Alle Positionen in der Siu Nim Tao dienen zusätzlich dazu, dass der Schüler sich stets selbst beim Training korrigieren kann, indem er seine Armpositionen mit denen in der Form vergleicht.

Chum Kiu – Die Brücke bauen

Die Chum Kiu („Brückenform“) lehrt den Schüler, den Kontakt zum Gegner aktiv herzustellen. Hier werden erstmals Schritte, Wendungen und Gleichzeitigkeiten von Armen und Beinen trainiert.

Ein wichtiges Prinzip im Wing Tzun ist, dass wir stets am Gegner nah sein wollen um Kontakt mit den Armen und Beinen des Gegners herzustellen da Wing Tzun purer Nahkampf ist.

Da ein Kampf jedoch meist mit Distanz und Kontaktfrei beginnt, lernt der Schüler in der Chum Kiu, diese Distanz zu schliessen.

Biu Tze – Stechende Finger

Die Biu Tze beinhaltet gefährliche Angriffe wie Fingerstiche und Ellbogen. Sie wird erst fortgeschrittenen Schülern gezeigt, da sie ein hohes Maß an Kontrolle erfordert. Ursprünglich wurde diese Form nur im Geheimen gelehrt.

Die Biu Tze beinhaltet zudem viele Elemente die lehren, wie man sich aus einer misslichen lage befreit (Man ist immer einen Schritt hinterher).

Muk Yan Chong – Holzpuppenform

Die Holzpuppenform umfasst 116 Bewegungen und trainiert den Umgang mit einem festen Gegner. Sie lehrt den Schüler, Druckrichtungen korrekt einzusetzen und enthält geheime Tritte. Yip Man selbst hat über die Jahrzehnte verschiedene Versionen gelehrt, was bis heute zu Varianten führt.

Waffen Formen

Langstock Form

Die Langstock Form stärkt den Körper und präzisiert die Genauigkeit. Schon kleinste Bewegungen am Griff wirken sich stark auf die Stockspitze aus. Das Training fördert somit auch die Präzision im waffenlosen Kampf.

Durch langes Training wirkt sich dies somit auch stark auf die eigene Kontrolle des Körpers im Waffenlosen Kampf aus.

Doppelmesser Form

Die Doppelmesser Form wird oft fälschlicherweise als Schmetterlingsmesser Form bezeichnet. Die im Wing Tzun genutzten Messer sind jedoch anders aufgebaut und nur an den Spitzen geschärft. Mit dieser Form und den dazugehörigen Sektionen schließt der Schüler das gesamte System ab.

Sektionen

Um eine klare Lernstruktur zu gewährleisten, gibt es definierte Sektionen. Diese bilden einen Standard, sodass alle Schüler denselben Fortschritt erzielen. Jede Sektion wird zunächst als Abfolge trainiert, dann frei angewendet und schließlich in realistischen Szenarien geübt.

Die Sektionen werden komplexer und fügen immer mehr Gleichzeitigkeiten und Ideen hinzu. Sie unterteilen sich in folgende Bereiche:

Daan Chi - Das Fundament

Daan Chi umfasst 5 Sektionen und wird vom 1. bis zum 5. Schülergrad vermittelt. Der Schüler lernt, isoliert mit einem Arm auf Druckrichtungen zu reagieren, später ergänzt durch Wendungen und Schritte die die Komplexität nach und nach steigern.

Chi Sao

Chi Sao gilt als das Herzstück des Wing Tzun. Ab dem 6. Schülergrad bis zum 2. Technikergrad beginnt der Schüler mit den 7 Chi Sao Sektionen, in denen beide Arme gleichzeitig eingesetzt werden. Besonders die 1. Sektion ist sehr komplex und wird in drei Teile unterteilt und in verschiedenen Schülergraden gelehrt.

Biu Tze Sao

Mit dem 3. Technikergrad folgt das Biu Tze Sao. Es beinhaltet 5 weitere Sektionen, die sich auf die Bewegungen der Biu Tze Form konzentrieren.

Chi Gerk

Mit dem 9. Schülergrad lernt der Schüler erstmals Chi Gerk Abläufe. Ab dem 4. Technikergrad wird die Chi Gerk Sektion mit allen relevanten Kicks aus der Holzpuppenform vermittelt.

Holzpuppen Chi Sao

Mit dem 5. Praktikergrad lernt der Schüler das Holzpuppen Chi Sao, welches 8 weitere Sektionen beinhaltet. Diese konzentrieren sich auf die Holzpuppen Form

Langstock & Doppelmesser Sektionen

Der Langstock wird ab dem 6. Praktikergrad gelehrt. Die Doppelmesser mit dem 7. Praktikergrad, welche 8 Sektionen beinhalten, die den Kampf gegen unterschiedliche Waffen simulieren.

Lat Sao

Das Lat Sao nimmt alle gelernten Techniken und verpackt diese in ein Sparring System. Das Lat Sao durchzieht sich durch alle Graduierungen durch und gibt dem Schüler die Möglichkeit, das gelernte so Praxisnah wie möglich zu testen.

Bodenkampf

Alle Techniken können sowohl im stehen als auch am Boden trainiert werden. Der Bodenkampf ist nicht im traditionellen Wing Tzun enthalten und wurde von der EBMAS eingeführt, da sich der Kampf am Boden in der UFC sowie im MMA und BJJ in den letzten Jahrzehnten immer mehr durchgesetzt haben.